Skrubi   Pri Skrubiju
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Zum Škrubi im Tal der Topla bei Crna na Koroskem

`Grumpi', `Mavzeljni' und `Klocovi Nudlni'

"Hast du mal `Klocovi Nudlni' gegessen?" hat mich ein Freund aus Kärnten gefragt. Ich habe ihm nicht geantwortet, ich bin lieber selbst hingefahren. Wer denn, bitte schön, hat schon `Klocovi Nudelni' gegessen? Sie, vielleicht?

In Kärnten schien die Sonne und in Crna wuchsen Schneeglöckchen. Aber als wir ins Tal der Topla einbogen, nach ungefähr einem kurvigen Kilometer den Fluß Meza entlang an Crna vorbei, sagte plötzlich der Winter: "Ich begrüße euch!". Bis hierher war der Frühling noch nicht gekommen - alles verschneit. Vor dem alten Haus an der Straße war der Parkplatz sogar eisglatt: Podpeca 65, ein altes Haus im Holz, mit einem wunderschönen alten Balkon, einem Klosett hinter dem Haus, so dass man sich seine Beine strecken kann, wenn man sich zu lange im Gasthaus verweilt, und mit einer Terrasse, um die Sonne zu genießen, wenn sie nach dem langen Winter endlich scheint. Plakate mit Whiskyflaschenetiketten zeigen, was der Škrubis Peter liebt. Das Haus ist schon mehr als hundert Jahre nur als Škrubi bekannt, es wurde unter diesem Namen sogar im geographischen Atlas Sloweniens aufgezeichnet. Über den Schanktisch hinweg kann man direkt in die Küche schauen, wo sich der Škrubis Peter in der großen Schürze um die Töpfe dreht, froh, dass schon wieder ein hungriger Gast in sein vergessenes Tal kommt.

Kleine und große `Grumpi'

"Willkomen! Wir sind noch im tiefen Winter, nicht wahr?! Gleich nach den Allerheiligen verschwindet die Sonne und kommt erst nach der ersten Woche im Februar wieder zurück." Kräftig drückt er die Hand, der Peter Lence, graubärtig mit einem frohen Lächeln, Koch von Herzen und nicht von der Berufsausbildung! Obwohl er bis Burma gereist war, um kennen zu lernen, wie in der Welt andere Menschen kochen. Er hatte auch Goljat in Brdo und Schwester Vendelina in Repnje besucht, um heutzutage seinen seltenen Gästen Freude bereiten zu können. Den Gästen, die sich unter die Peca wagen, durch die Kurven und die schlechte Kärntner-Straße.

"Haben Sie es eilig? Na, gut. Ich glaube ich werde es schaffen, Ihnen zu gefallen, damit Sie noch mal zurückkommen. Kennen Sie den Witz, als der Mann seine Frau fragte, was sie zu Mittag essen werden? "Das weiß ich nicht" antwortete sie, "der Aufkleber ist von der Dose gefallen". Und wir lachten, so wie es bei Škrubis Peter gewöhnlich vorkommt. Die Gerichte, die die anderen Gasthäuser anbieten, würde er nicht verkaufen. Wer würde kommen, um das Wiener Schnitzel und abgetaute Pommes zu essen?! "Wenn ich Gäste haben will, muß das Essen etwas Besonderes sein, obwohl es nur wenige Gäste gibt. Und die Kerle von hier haben Angst vor Polizisten. Früher hatte einer allein eine halbe Kiste Bier getrunken und jetzt kaum noch eine Flasche."

In der Stube neben dem Schanktisch gab es einen feierlich gedeckten Tisch, mit einer kleinen Kerze, mit einer Serviette und mit einem großen Tablett aus Holz. Auf dem Tablett gab es dünne Schnitten hausgemachten Roggenbrotes, mit der fast schwarzen Rinde und mit dem Geschmack, der für ein verhätscheltes Kind aus der Stadt sauer wäre und ein Töpfchen Schmalz. "Das sind `Grumpi', die kleinen `Grumpi', doch es gibt auch große `Grumpi'. Die großen sind aus, ah, das darf man nicht sagen, es ist ja nicht schön, wenn man dem Gast sagt, dass das aus den Fleischresten gemacht wird". Kleine Grieben im Fett, die ganz sündhaft wie ein Braten dufteten. Daneben waren zwei kleine Löffel aus Holz, Salz und Pfeffer. Um ihn ein wenig zu necken, erzälte ich, was Josko Sirk, der bekannte slowenische Gastwirt aus dem italienischen Brda, über Salz und Pfeffer denkt. Er hat keine Salzstreuer für seine Gäste, denn in der Galerie sagt dem Maler ja auch kein Besucher, er soll noch ein wenig rote oder grüne Farbe seinem Bild zugeben.... Aber der Gastwirt aus Kärnten erwiderte: "Ich frage nie meine Gäste, ob das Essen gut war. Ich weiß es doch." Er beweist das auch mit seiner Gestalt, für die, so sagt er, er ein wenig zu klein sei. "Die ganze Zeit improvisiere ich ein bißchen. Aber keine Angst, ich selbst teste immer alles zuerst."

Bald Hundertjahrfeier

Da wir die Grieben sehr dick aufs Brot strichen, brachte er uns ein wenig Schnaps. "Raten Sie, woraus der Schnaps gemacht ist?" Wir rieten es nicht, obwohl wir uns die Lippen leckten. Das war Met, aber nicht so süß, wie er gewöhnlich ist. Als Škrubi in Laibach war und nachdem er einen Met bestellt und getrunken hatte, war ihm noch drei Tage übel... "Sie machen Met aus dem schlechtesten Schnaps. Sie geben ein paar Löffel Honig dem Schnaps zu damit der schlechte Geschmack nicht zu bemerken ist. Aber dieser Met, der ist wirklich aus Honig, aus dem härtesten, den man nicht mahlen kann. Die Mittelwände werden eingeweicht, damit der Honig gärt und dann wird er zweimal gebrannt.

Milan Kamnik sang "Ist irgendwo noch jemand glücklicher." Aber uns brachte Škrubi etwas zu lesen, um uns das Warten auf die Suppe zu erleichtern. Er hat keine Speisekarte, es gibt aber Speisekarten seiner Mutter und seiner Tante von der Gastgewerbeschule in Laibach aus dem Jahr 1937. Aber man kann auch etwas von seiner Großmutter finden, die das Gasthaus eröffnet hatte und der kurz nach dem Jahr 1900 erlaubt wurde, Alkohol zu verkaufen. Deswegen wird bald das Hundertjahrjubiläum gefeiert.

Die Abschliessende Note Mehlbreisuppe, Weißwürste und Blutwürste mit sauren Rüben und Kartoffeln, Pflaumenkompott... Škrubi, der ins Hotel Union in Laibach zur Hilfe gerufen wurde, als dort "die Monate der Koroska Küche" stattfanden, bereitet auch seine eigenen Experimente zu. Junge Buchenblätter im Salat zum Beispiel. Oder er löchert das Schweinefilet und füllt es mit Dörrpflaumen und Mandeln. Er mag Obst. Deswegen wickelt er Banane in gebackenen Speck ein, und dazu bietet er noch Preiselbeersoße. Aber Preiselbeeren gibt es dort unter der Peca nicht mehr. "Die, die es noch gibt sind aber sündhaft teuer!"

Was den Wein betrifft, entschuldigte er sich, er habe von Rotweinen nur `Bizeljcan' und von Weißweinen nur `Riesling'. Einmal hatten Marburger bei ihm das Neujahr gefeiert, und sie hatten ihm ganz genau aufgetragen, welchen Wein er von welchem `Protner' kaufen sollte. Dann sind ein paar Flaschen von einem halben Liter des süßen Traminers übriggeblieben. "Für eine Flasche habe ich 1.500 SIT bezahlt. Wenn ich sie zu diesem Preis den Eingeborenen hier anbieten würde, würden sie mich erschlagen..."

Aus einem privaten Lager brachte er `Oskar', Merlot barrique, 1997 von Oskar Simcic - Martinjak aus Brda, und auch er trank ein Glas: "Ich glaube, der paßt gut zum Schlachtfleisch!"

Als er im Hotel Union kochte, machte ihm der bekannte slowenische Londoner Koch Marjan Lesnik Vorwürfe: "Das ist aber keine low fat Küche!" Auch unser Mittagessen bei Škrubi war nicht kalorienarm. Nach dem Schmalz mit Grieben und der hausgemachten Rindfleischsuppe, mit Pfannkuchen, in der der Löffel von alleine stehen konnte, aßen wir hausgemachte Bratwurst, gekochte Wurst, `Mavzlji', Sauerkraut und einen Semmelknödel. Ich weiß es immer noch nicht, wie ich es schaffte, den Teller leer zu essen, ich weiß es nur, dass ich danach zwei Tage nur Salat aß... ah ja, wir aus der Stadt, wir sind verwöhnt.

`Nudlni' und `Nudlci'

Im `Mavzlji' gibt es eine Füllung, so wie in Blutwürsten, nur ohne Blut. In Kärnten macht man Blutwürste aus dem gebackenen Blut, bei uns in Stajerska ißt man es lieber während der Hausschlachtung auf. Buchweizenbrei, Gerste, Reis, Majoran, Fleisch vom Schweinskopf, aber ohne Hirn, weil es jetzt nicht modern ist - daraus werden `Mavzlji' oder `Mavzeljni' gemacht, die in den Schweinedarm gefüllt und knusprig gebraten werden. "Früher machte man Blutwürste und Mavzlji, nur um alle Reste aufzubrauchen. Heute ist es natürlich anders. Statt der Schweinsohren, behalte ich lieber ein schönes Stück Braten, das ich in die Wurst faschiere, so dick, so dass man später etwas zum hinein beißen hat."

Klocovi Nudlni Aus der Küche verbreitete sich Rum- und Zimtduft; wir tranken schnell den Met aus und warteten auf `Klocovi Nudlni'. `Nudlni' sind süß, `Nudlci' aber sind in der Suppe. Škrubi bereitet `Klocovi Nudlni' auch mit dem Schmalz. Auf eine Seite des großen Tellers legt er Nudeln mit Grieben, auf die andere aber eine Soße aus Dörrobst und Rum. "Ich mag mit Geschmäckern spielen. Die Gäste warten zuerst ab und schauen nur, dann kosten sie das Essen doch, und es tut ihnen leid, dass sie es nicht sofort getan haben."

GefüllteTeigtaschen, so könnten die `Škrubis Nudelni' beschrieben werden, bestehen aus Dörrbirnen. Die besten sind die, die in einem speziellen Ofen auf Brennholz gedörrt werden und nicht die, die im Bauernofen gedörrt werden. Er kocht die Birnen ein wenig, er entstielt und entkernt sie, dann mahlt er sie. Zu den Birnen bietet er noch die Soße aus Dörrobst: Feigen, Pflaumen und Aprikosen, an. Er verbessert sie mit Rum und Zimt. Eine Kalorienbombe! Aber als er statt des Abschiedsgrusses sagte: "Nächstes Mal werde ich Ihnen etwas Anderes zubereiten. Nur zum Nachtisch werden Sie wieder `Klocovi Nudlni' essen," nickten wir ihm gerne zustimmend zu.

Gasthaus, Peter Lence, Podpeca 65, Telefon: 02 823 8226, geöffnet von 15.00 bis 22.00 Uhr, montags Ruhetag oder nach Vereinbarung für Gruppen. Das beschriebene Mittagessen für zwei Personen kostete 3.700 SIT (slowenische Tolar).
plus Solche Gasthäuser und solche Gastwirte sollten gesetzlich geschützt werden. Wenn wir wollen, dass Slowenien touristisch erschlossen wird, brauchen wir dringend solche Kulinarik und solche Gastfreundlichkeit. Es ist ein gemütliches Gasthaus, nicht nur wegen der leckeren und echten Kärntner-Gerichte, aber auch wegen des spitzzüngigen Škrubi.
minus Es gibt keine Gäste. Damit sie kommen und bleiben, müsste noch das Haus und die Zimmer renoviert werden. Und die ständigen warmen Gerichte sollten in einer Speisekarte stehen. Aber der Škrubis Peter ist zu einsam für all das.

Uroš Mencinger (Uros.Mencinger@siol.net)
Die Zeitung Vecer, Kulinarik, den 7. Februar 2002 (in Slowenisch)
Reproduziert und übersetzt nach der Genehmigung des Autors